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Kurs bzw. Glossar zu Typographie, Layout, Schrift …
Unter Unterschneiden, im Computerbereich auch kerning genannt, versteht man, dass ein Buchstabe an den ihm vorausgehenden Buchstaben herangerückt wird, so dass ästhetisch störende, zu große Buchstabenabstände vermieden werden.
Die Buchstaben einer Druckschrift besitzen in Form von Vor- und Nachbreite genau so viel Fleisch, dass beim Aufeinandertreffen mit einem anderen Buchstaben ein im Regelfall befriedigender Buchstabenabstand entsteht. Treffen nun aber zwei Buchstaben aufeinander, die aufgrund ihrer spezifischen Gestaltungsmerkmale dann einen großen Freiraum entstehen lassen, ist der visuelle Eindruck ästhetisch unbefriedigend. Zu diesen “kritischen” Buchstaben gehören die Versalien A, L, T, V, W, und Y; von den Gemeinen sind dies f, j, r, v, w und y.
Solche Freiräume sind nicht nur ästhetisch unbefriedigend, sondern stören auch den Lesefluss (beginnt ein neues Wort oder beginnt keines?), weshalb bei entsprechenden Buchstabenkombinationen unterschnitten werden muss. Dies muss auch bei Computerschriften oft manuell geschehen, wie das Beispiel der Standardschrift “Times New Roman” (in 48 Pt.) in der ersten Zeile der Abbildung links zeigt.
Um die Notwendigkeit des Unterschneidens beurteilen zu können, ist es ist sinnvoll, neben Vor- und Nachbreite auch die Punzen, also die eingeschlossenen weißen Flächen innerhalb der Buchstaben, mit in die Überlegung einzubeziehen. Der Buchstabenabstand bei der Zeichenfolge “LO” ist optisch breiter als bei “NL”. Der Buchstabe “O” hat allerdings eine große Punze und braucht, um als als eigenständiger Buchstabe wahrgenommen zu werden, mehr seitlichen Platz, so dass nur wenig unterschnitten werden kann.