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Kurs bzw. Glossar zu Typographie, Layout, Schrift …
Für häufig benutzte Buchstabenkombinationen, die unterschnitten werden mussten, schuf man im Bleisatz Ligaturen, d.h. auf einer Drucktype vereinigte Doppelbuchstaben. Einerseits konnten Texte dadurch rationeller gesetzt werden, andererseits konnten aus ästhetischen Gründen erwünschte Unterschneidungen realisiert werden.
So weist beispielsweise der Buchstabe f einen nach rechts ausladenden oberen Bogen auf. Es war deshalb im Bleisatz schwierig, andere Gemeine nahe genug an das f heranzurücken. Aus diesem Grunde wurden diese Buchstaben auf einen Schriftkegel gesetzt und so miteinander verbunden.
Der heute eigenständige Buchstabe ß ist ursprünglich eine Ligatur gewesen, die aus dem sogenannten “langen s” und dem “Schluss-s” bestand. Unser heutiges “ß” (eszett) ist somit in Wirklichkeit keine Kombination aus s + z, sondern aus “langem s” und “Schluss-s” und müsste daher richtigerweise als “scharfes s” bezeichnet werden.
Auch das Zeichen &, das meist in Firmennamen als Ersatz für “und” gebraucht wird, hat sich aus einer Ligatur der Buchstaben “e” und “t” entwickelt (lateinisch “et” = “und”).
Wenn Ligaturen verwendet werden, muss gewährleistet sein, dass im Falle der Silbentrennung eines Wortes die Ligatur durch Einzelbuchstaben ersetzt wird. Anderenfalls darf die Ligatur nicht benutzt werden, da dann falsche Trennungen die Folge wären. Ansonsten müssen folgende Regeln beachtet werden: Zu einer Ligatur gehörende Buchstaben dürfen keine Wortstämme miteinander verbinden, wie beispielsweise beim zusammengesetzten Wort “Hof-tor”. Normale Silben dürfen durch Ligaturen verbunden werden.
Benutzte Gutenberg für seine B42-Bibel allein 83 unterschiedliche Ligaturen, so wurde später in der Praxis leider oft auf Ligaturen verzichtet, die jedoch zumindest bei Überschriften für einen Typographen Pflicht sein sollten. Gute Computerschriften enthalten sogenannte Kerning-Tabellen, die für eine entsprechende Unterschneidung automatisch sorgen.